Erst seit wenigen Monaten ist Spielsucht in einigen Ländern offiziell als Krankheit anerkannt, deren Therapie inzwischen von vielen Krankenkassen übernommen wird. Bis dahin vermutete man hinter einer solchen Sucht keine schwerwiegende Problematik. Jedoch zeigt sich inzwischen, welche Folgen das zwanghafte Spielen haben kann – bis hin zur totalen sozialen und finanziellen Isolation. Beschaffungskriminalität ist dabei nur einer von vielen Punkten, die die Experten auf den Plan riefen. Nun ist klar: Spielsucht kann als Krankheit anerkannt werden und sollte vor allen Dingen schnellstmöglich behandelt werden. Stellt sich die Frage, welche Therapien wirklich effektiv sind und ob es überhaupt funktioniert, die Sucht in den Griff zu kriegen. Jüngst wurden erste Testergebnisse eines komplett neuen Ansatzes veröffentlicht. Hierbei geht es um den Einsatz von virtueller Realität – und das, obgleich VR gerade das Spielerlebnis in eine neue Dimension führt. Wie also kann VR im Glücksspiel und gleichzeitig gegen die Sucht zum Einsatz kommen?
Geht es um die Forschung und medizinische Fortschritte, ist gerade Kanada den meisten Ländern der Welt um Längen voraus. Hier hat man nun einen komplett neuen Ansatz gefunden, wie sich Spielsucht möglicherweise langfristig bekämpfen lässt. Ein Forschungsteam hat sich an der Universität von Quebec zusammengetan und einen Feldversuch gewagt, bei dem es darum ging, Süchtige durch VR Technologie vom Glücksspiel wegzubringen. Die Aspekte, die hier in den Fokus gerückt wurden, sorgen für eine ganz andere Perspektive, als man sie sonst bei der Therapie von Spielsucht anwendet. Die VR Brillen finden den Forschungen zufolge direkt im Behandlungsraum Anwendung. Mit ihnen sollen Betroffene virtuell ins Casino geführt werden. Man stellt also die echten Suchtauslöser nach und versucht dann herauszufinden, was überhaupt der Grund dafür ist, dass der Patient immer weiter spielt, obgleich es ihm weder finanziell noch zeitlich möglich wäre.
Die kanadischen Forscher verfolgen mit der Technologie die Idee, nicht nur den Patienten in seine suchtauslösende Situation zu bringen. Auch die behandelnden Ärzte respektive Therapeuten tragen die VR Brille und sind sozusagen hautnah mit dabei, wenn es beim Patienten zu einer Drangsituation kommt. Die Trigger müssen gezielt eingesetzt werden, damit eine solche Therapie funktionieren kann. Ein finanzielles Risiko besteht für den Betroffenen zumindest nicht, denn er ist schließlich nur virtuell im Casino aktiv, während er eigentlich im Behandlungsraum sitzt. In der virtuell hergestellten Situation kann nun der Therapeut eingreifen und testen, wie es gelingt, den Patienten aus der Lage herauszuholen. Irgendwie muss der gezielt gesetzte Impuls, der zum Suchtverhalten und beispielsweise immer höheren Einsätzen führt, unterbrochen werden. Die kanadischen Forscher haben bereits einige Methoden gefunden und hoffen darauf, diese noch weiter verfeinern zu können.
Grundsätzlich scheint die Idee der kanadischen Forscher zu funktionieren, VR Spiele therapeutisch einzusetzen. In der ersten Testphase war es zumindest möglich, bis zu 60% aller Teilnehmer von ihrer Sucht zu befreien. Man ist aber dennoch der Meinung, dass die erreichte Quote noch nicht ausreicht, um diese Form der Therapie auch in der täglichen Praxis anzuwenden. Trotz allen können sich die Ergebnisse sehen lassen und führen nun dazu, dass in Kürze eine zweite Phase folgen soll. Mit dieser wird es den Forschern hoffentlich gelingen, die entwickelten Ansätze zu optimieren. Negative Auswirkungen hatte es zumindest nicht gegeben. Das allein ist Grund genug, an der Idee festzuhalten und im besten Fall eine Weiterentwicklung zu erreichen, die künftig Millionen Betroffenen weltweit zu neuem Lebensmut verhelfen könnte. Man setzt darauf, die VR Technologie und damit verbundene Maßnahmen ergänzend zu den bisherigen Therapieformen einzusetzen. Bleibt abzuwarten, wann die zweite Testphase startet und ob sich die Quote vielleicht sogar steigern lässt. Fakt ist, dass Kanada den meisten Ländern auch in Sachen Spielsuchttherapie wieder einen großen Schritt voraus ist. Bis zur endgültigen Umsetzung der VR Behandlung werden aber sicher noch einige Jahre vergehen.
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