Wer sein Geld bei der Bank hat, glaubt es eigentlich in Sicherheit. Dass dies ein Trugschluss ist, beweist der jüngste Fall eines Bankangestellten in Wien. Dieser hat es in innerhalb weniger Monate fertiggebracht, rund eine halbe Million Euro seiner Kunden abzugreifen. Das Geld buchte er unauffällig auf sein Konto um. Anschliessend verzockte er das Geld in verschiedenen Online Casinos und bei Online Buchmachern.
Bei dem Täter, der sich nun einem umfangreichen Prozess stellen musste, handelt es sich um einen Österreicher im Alter von 31 Jahren. Dass er mit seinen Machenschaften nahezu ein halbes Jahr lang unentdeckt blieb, dürfte insbesondere die Kunden der Wiener Bank ärgern, die nun teilweise deutliche Verluste verzeichnen.
Wer jedoch glaubt, das Vorgehen sei an Dreistigkeit nicht zu übertreffen, der irrt. Fakt ist, dass nicht nur Gelder abgezogen wurden, sondern der Bankangestellte änderte auch das System derart, dass die betroffenen Kunden lediglich einmal zum Jahresende Kontoauszüge erhalten sollten und es für sie keine weitere Möglichkeit gab, zwischenzeitlich einen Blick darauf zu werfen.
Am vergangenen Mittwoch musste sich der Banker vor Gericht stellen. Die Prozessbeteiligten haben sicher schon einige Fälle verhandelt, in denen es um Betrug ging. Das, was sich der junge Bankangestellte innerhalb von nur fünf Monaten leistete, war jedoch auch für sie nicht alltäglich. Dies bestätigte unter anderem Nikolaus Rast, der als Strafverteidiger vor Gericht stand: „So etwas erlebt man nur selten.“
Kurioserweise muss dem Betrüger selbst aufgefallen sein, dass er einen Fehler gemacht hat. Aufgefallen war die Tat nämlich nicht, sondern vielmehr hatte sich der Täter bei Rast vorstellig gemacht und ihm die Sachlage geschildert. Der Anwalt konnte dem 31-Jährigen lediglich zur Selbstanzeige raten. Diese wurde direkt gestellt, so dass es erst im Nachgang überhaupt zu Ermittlungen kam. Nun musste das Wiener Landgericht für Strafsachen entscheiden, was genau mit dem Mann passiert. Der Anwalt stand ihm in diesen Stunden bei.
Wie der Bankangestellte selbst erklärte, wurde ihm irgendwann klar, dass er früher oder später auffliegen müsse – spätestens, wenn seine Bankkunden am Jahresende Zugriff auf ihre Kontoauszüge bekommen. Als ihm die Situation über den Kopf wuchs, tauchte der Mann unter, ehe er sich beim Anwalt meldete. Da er drei Tage spurlos verschwunden war, erstattete seine eigene Frau Vermisstenanzeige.
Herr G., der sich selbst angezeigt hatte, wurde am Mittwoch für schuldig befunden. In seiner Erklärung gab er an: „Ich bin seit Jahren spielsüchtig. Um meine Sucht zu befriedigen, habe ich das Geld von vier Kunden auf mein Konto transferiert. Gewonnen habe ich selten und wenn, dann habe ich es gleich wieder verspielt.“
Zwischen Mai und Oktober vergangenen Jahres kam bei nur vier Kunden eine Summe in Höhe von rund 494.000 Euro zusammen, die er an Spielautomaten und bei Sportwetten verzockte. Der junge Mann ist nicht nur schwer spielsüchtig, sondern trägt auch Verantwortung für seine Frau sowie für ein Kleinkind. Die Bank in Wien hat sich von dem 31-Jährigen getrennt. Eigenen Angaben zufolge gehe er aktuell zwei Jobs nach. Diese allerdings haben nichts mehr mit hohen Geldsummen zu tun. Die Schulden, die er gemacht hat, müssen natürlich bezahlt werden.
Anwalt Nikolaus Rusch bat bei Gericht um eine milde Strafe. Er begründete diesen Antrag damit, dass sein Mandant weder vorbestraft noch gesund ist. Inzwischen hat dieser eine Therapie begonnen. Hinzu kommt das sofortige Geständnis. Seine ehemaligen Chefs in der Bank stimmen diesen Ausführungen zu. Auch sie halten den Mann nicht für jemanden, der einfach nur kriminell ist.
10 Jahre Haft sind bei derart hohen veruntreuten Summen nicht unüblich. Das Schöffengericht hatte jedoch ein Nachsehen und entschied, den Bankangestellten zu 2 Jahren auf Bewährung zu verurteilen. Gleichzeitig muss sich dieser weiterhin seiner Therapie gegen die massive Spielsucht unterziehen.
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